Was ist überhaupt gemeint mit Kompetenzen der Zukunft? Dabei handelt es sich um Fähigkeiten, die in der Zukunft ganz besonders wichtig sein werden – vor allem im beruflichen Umfeld. Fähigkeiten, die auch in der Gegenwart schon wichtig sind, es in der Zukunft aber noch mehr sein werden. Der gewaltige technologische Fortschritt in den kommenden Jahren führt uns vor Augen, dass die Vermittlung von Fachwissen im Rahmen der (Aus)Bildung nicht mehr die zentrale Rolle zur Vorbereitung auf das (berufliche) Leben spielen wird. Die Künstliche Intelligenz wird Tätigkeiten übernehmen, die heute noch von Menschen ausgeübt werden. Mehr denn je wird es für Menschen zum einen darauf ankommen, dass sie die Technik bedienen, technische Abläufe steuern und Entwicklungen initiieren können. Das erforderliche Know-how erlernen sie in dem jeweiligen Unternehmen oder der Institution fortlaufend. Zum anderen ist bedeutsam, dass die Studierenden über Kompetenzen verfügen, die ihnen dies ermöglichen und die für ein gelingendes (berufliches) Leben notwendig sind. Dazu gehören: Mitgefühl und Empathie, Kreativität, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, soziales Verhalten und Problemlösungsfähigkeit. Im Einzelnen:
Mitgefühl und Empathie
Wissenschaftlich wird Mitgefühl von Empathie dahingehend unterschieden, dass Mitgefühl das Fühlen für jemanden, Empathie hingegen das Fühlen mit jemandem darstellt. Mitgefühl bedeutet, dass man sich um einen anderen Menschen kümmert; ihm hilft. Empathie heißt, sich in das Gefühlsleben eines anderen Menschen einzufühlen. Also beispielsweise den Schmerz oder die Verzweiflung am eigenen Leib zu spüren. Das kann zu Erschöpfung führen.
Anders ist es hingegen beim Mitgefühl, das mit positiven Gefühlen verbunden ist. Mitgefühl umfasst den Entschluss, anzupacken und Missstände anzugehen sowie anderen Menschen zu helfen. Das stärkt uns und fördert die eigenen Selbstschutzmechanismen. Es handelt sich hier ferner um eine Lebenseinstellung.
Kreativität
Mitgefühl und Empathie tragen dazu bei, dass unsere Welt jeden Tag harmonischer, friedvoller, herzlicher, sozialer und menschlicher wird. Sie gehören daher zu den Fähigkeiten, die für ein friedliches und kooperatives Miteinander essentiell sind.
Kreativität umfasst die Fähigkeit, schöpferisch zu sein, etwas zu entwickeln oder zu erfinden. Leichtigkeit und Fantasie sind Bestandteile der Kreativität. Ideen können von der Künstlichen Intelligenz nicht generiert werden.
Kreativität unterstützt dabei, andere Perspektiven einzunehmen, Verbindungen zwischen unterschiedlichen Komponenten herzustellen und intuitiv zu handeln. Es fällt leichter, Lösungen für Probleme zu finden und mit Herausforderungen umzugehen, die uns allen im Leben immer wieder begegnen. Kreativität gehört damit zu den Kompetenzen, die im beruflichen und privaten Leben bedeutsam sind.
Und Kreativität macht Spaß, denn dann sind wir im Einklang mit uns selbst. Menschen, die sich kreativ entfalten, sind glücklicher. Im Übrigen wirkt sich Kreativität nicht nur auf das körperliche Wohlbefinden, sondern auch auf die Gesundheit positiv aus: Innere Ausgeglichenheit stellt sich ein, die Konzentrationsfähigkeit steigt, Schlafstörungen können reduziert werden.
Kreativität kommt beim Machen und Ausprobieren. Druck, Kontrolle und Zwang sind kontraproduktiv. Förderlich wirken sich Zeit, Geduld und der Abbau von (inneren) Hemmnissen aus.
Kommunikationsfähigkeit
Konstruktiv mit anderen kommunizieren zu können, ist der Dreh- und Angelpunkt im Leben. Ein friedvolles Miteinander, das Entwicklungen vorantreibt, ist nur möglich, wenn wir uns verstehen. Menschen werden immer miteinander kommunizieren: verbal oder non-verbal, durch Sprache, E-Mails, oder auf andere Weise.
Zwei Punkte sind aus meiner Sicht besonders bedeutsam, wenn es um gute Kommunikation geht: Der Wille, den anderen verstehen zu wollen sowie der Abbau von Beurteilungen und stattdessen das Teilen von Beobachtungen und Wahrnehmungen (siehe hierzu auch meinen Blog-Beitrag „So gelingt eine gute Kommunikation in der Hochschullehre“).
Teamfähigkeit
An allen möglichen Entwicklungs- und Arbeitsprozessen sind immer mehrere Menschen beteiligt. Wir gestalten und erschaffen gemeinsam. Und das Miteinander tut uns gut.
Teamfähigkeit umfasst das Einbringen der eigenen Stärken und Fähigkeiten in eine Gruppe, um das bestmögliche Ergebnis erzielen zu können.
Soziales Verhalten
Eng verbunden mit der Teamfähigkeit ist soziales Verhalten. Dieses ist Voraussetzung, um kooperativ und vertrauensvoll miteinander arbeiten und leben zu können. Und es stärkt die menschliche Verbindung, die für persönliches Glück wichtig ist. Fühlen sich Menschen getrennt, führt dies zu Neid, Konkurrenz und Frust.
Die Zusammenarbeit ist vielschichtig. Sie kann persönlich, virtuell oder als Mischform (hybrid) erfolgen. Außerdem ist Individualität immer bedeutsamer, so dass verschiedene Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen, Stärken, Talenten miteinander kreieren und das berufliche und private Leben gestalten.
Problemlösungsfähigkeit
Mit Herausforderungen jeglicher Art umzugehen und für diese Lösungen zu finden, ist eine Fähigkeit, die zu innerer Stärke führt. Die Künstliche Intelligenz wird dies ebenfalls nicht übernehmen können. Die Studierenden werden in ihrem Leben ständig mit Veränderungen im beruflichen Alltag konfrontiert werden. Flexibilität und Agilität helfen dabei, diese zu meistern.
Kernanliegen der Lehre darf die Stärkung dieser Kompetenzen sein. Die Festlegung der Inhalte, die Auswahl der Lehrmethoden und die Gestaltung des Unterrichts dürfen sich daran orientieren. Die Lehrenden haben die wertvolle und zugleich wundervolle Aufgabe, diese Fähigkeiten und Kompetenzen bei den Studierenden herauszubilden und zu stärken.
Ausgangspunkt für die Vermittlung dieser Kompetenzen ist die Beziehungsebene.