Auf die Vorteile der Beziehungsdidaktik für die Lehrenden bin ich schon häufiger eingegangen. Aber was bringt der beziehungsdidaktische Ansatz in der Hochschullehre den Studierenden?
1) In erster Linie Spaß und Freude am Lernen – und eigentlich würde das schon reichen 😊 Spaß und Freude wiederum bewirken, dass der Lehrstoff auf lange Sicht im Gehirn verankert bleibt und nicht sofort nach der Prüfung wieder verloren geht.
2) Die Studierenden werden selbstsicherer und lernen, in sich und ihre Fähigkeiten zu vertrauen. Das hat auch eine große Auswirkung auf die Gesellschaft: Wir alle wissen, dass Menschen, die mit sich im Reinen und glücklich sind, auch ihrem Umfeld gegenüber wohlgesonnener sind. Sie sind kooperativer, hilfsbereiter und freundlicher. Es profitieren also alle davon.
3) Sie erlangen die Kompetenz, Erlerntes auch anwenden zu können. Die Beziehungsdidaktik als Element der konstruktivistischen Didaktik ist u. a. interaktionistisch gestaltet und lebt davon, dass Studierende aktiv in den Lernprozess eingebunden sind, und das nicht nur als Zuhörer:innen. Sie gestalten mit und lösen Probleme eigenständig.
4) Die Studierenden spüren, dass sie gesehen und ihre Anliegen wahrgenommen werden. Aus meiner Sicht ist dieser Punkt herausragend wichtig. Denn Unzufriedenheit in der Gesellschaft basiert oft darauf, dass Menschen sich nicht gesehen und gehört fühlen. Das führt zu Frust, Konkurrenz und Neid. Menschen, die das Gefühl bekommen, dass man sie sieht und ihre Bedürfnisse wahrnimmt, werden auch andere so behandeln. Und das wiederum kann gesellschaftlich zu einem positiven Dominoeffekt führen.
5) Als letzten Vorteil der Beziehungsdidaktik im Lernprozess möchte ich aufzeigen, dass Studierende wahrnehmen, dass sie sich so zeigen können wie sie sind: mit allen Stärken und Schwächen. Sie werden nicht dafür verurteilt, menschlich zu sein. Hier darf auch noch stärker die Fokusänderung praktiziert werden: Weg davon, vorrangig auf die Schwächen zu schauen, sondern die Stärken in den Blick zu nehmen, diese zu leben und zu feiern. Jede und jeder bringt das ein, was er kann und was ihm Freude bereitet. Und bzgl. der Schwächen helfen wir uns gegenseitig. Auf diese Weise werden die besten und innovativsten Lösungen erzielt. Und das mit Freude 😊